Mein E92 M3 hatte neulich erhebliche Probleme mit den Regelsystemen. Bei einer normalen Fahrt sind auf einmal mehrere Fehler aufgetreten und die Check-Control meldete folgende Fehler:

  • Ausfall Regelsysteme
  • Ausfall RPA (Reifenpannenanzeige)
  • Ausfall DBC (Dynamic Brake Control)
  • Anfahrassistent inaktiv

Der M3 ließ sich noch normal fahren und hier ist mir gleich aufgefallen, dass die Schaltgeschwindigkeit vom DKG etwas langsamer wird. Ausserdem kann man im manuellen Schaltmodus im 1.Gang nur noch bis 3000 U/min drehen bis er trotzdem von selbst schaltet. Hier wird, wie es scheint, eine Art Notmodus aktiviert. Kurz darauf habe ich den Fehlerspeicher ausgelesen. Dort war nun folgendes abgespeichert.

  • Code 005DC1 DSC: Raddrehzahlsensor: Plausibilität hinten rechts
  • Code 005DC3 DSC: Raddrehzahlsensor: Plausibilität hinten rechts
  • DME: Gewschwindigkeitserfassung

Der Raddrehzahlsensor hinten rechts scheint ein Problem zu haben. Man liest jedoch auch sehr oft, dass solche Probleme auch ein defektes Radlager verursachen kann. Bei einem M3, der noch keinen Winter gesehen hat mit nicht einmal 75000km eher unwahrscheinlich, aber nicht möglich. Man wird sich nun vielleicht fragen, warum man das Radlager vermutet. Der E92 hat keinen klassischen ABS-Ring auf der Antriebswelle sitzen wie es früher bei BMW der Fall war. Die Drehzahl wird bestimmt über einen Magnetring, der auf der Rückseite des Radlagers sitzt. Mit der Zeit kann dieser verschmutzen oder rosten und somit wird der Messwert u.U. beeinträchtigt.

Um sicherzugehen, ob nun das Radlager oder der Sensor ein Problem hat, habe ich die ABS Sensoren quergetauscht. Das heisst der rechte Sensor wurde links eingebaut und umgekehrt. Nach einer kurzen Probefahrt kamen massive Probleme hinzu. Bereits nach 500m ist das Tachosignal ausgefallen und die Tachonadel zeigte 0 km/h an. Ab diesem Zeitpunkt setzte auch das DKG Getriebe aus und schalten war nicht mehr möglich. Somit ging es schnell wieder zurück zur Hebebühne. Nun wurde erneut ausgelesen und im FS war folgendes abgelegt.

  • Raddrehzahlsensor: Plausibilität hinten links
  • Raddrehzahlsensor: Plausibilität vorne links
  • Raddrehzahlsensor: Plausibilität vorne rechts
  • DME: Geschwindigkeitserfassung
  • DKG: Schutzstufe aktiviert

Warum nun die vorderen Sensoren mit gemeldet werden kann ich mir nur so erklären, dass vom Sensor hinten links das Signal für die DME sprich das Tachosignal ausgeht und die vorderen beiden davon abhängig sind. Korrigiert mich, wenn ich mich irren sollte.

Der Fehler wandert und man kann das Radlager zumindest vorerst ausschließen. Ich habe bei BMW einen neuen Sensor bestellt.

  • Impulsgeber 34526870077 (Preis ca. 90 Euro brutto)

Der neue Sensor wurde nun links eingebaut, da der ursprünglich funktionierende linke Sensor auf der rechten Seite verbaut ist und es hier keine Fehlermeldungen mehr gab. Bei der Probefahrt war ca. 2km Ruhe und man meinte, der Fehler sei nun erledigt. Nein der Fehler kam wieder mit dem gleichen Fehlerbild wie oben beschrieben. Also zurück in die Werkstatt und den FS ausgelesen.

  • Raddrehzahlsensor: hinten rechts

Zur Erinnerung hinten rechts steckt der Sensor, der auf der linken Seite die letzten 9 Jahre funktioniert hatte.

Man konnte aber noch fahren ohne Getriebeprobleme, Schaltverzögerungen, Ruckeln beim Schalten etc. Da das Problem immer mysteriöser wurde, habe ich nun vom DSC Steuergerät im Motorraum die Leitungen zu den hinteren ABS-Sensoren geprüft, ob überhaupt Strom hinten ankommt. An beiden Steckern kommen 12 Volt an, somit liegt keine Leitungsunterbrechung oder ein Kurzschluss vor.

Als nächstes wurden die Widerstände der beiden Sensoren geprüft. Hier hatten beide alten Sensoren einen Prüfwert von ca. 5 M-Ohm. Der neue Sensor hatte einen unendlichen Widerstand. Der E92 hat aktive Radsensoren, die mit Strom versorgt werden. Hier vermute ich folgendes: Hat ein Sensor bereits einen hohen Widerstand und wird dann mit Strom versorgt kommt kein Messwert zustande. Stand bis hier hin: Beide Sensoren defekt.

Das Radlager kam auch wieder zurück in den Blickpunkt.

Als nächstes wurde über den Tester die Drehzahlen der einzelnen Radsensoren überprüft. Der neue Sensor hat auf der rechten Seite die Drehrichtung und die Geschwindigkeit erkannt. Ebenso auf der linken Seite. Da nun mit dem neuen Sensor alle Werte ausgelesen werden, kann man zu 100% sagen, das Radlager ist noch in Ordnung. Danach folgte die gleiche Messung mit den beiden alten Sensoren und hier hat kein Sensor einen Wert geliefert. Ich kann es mir nur so erklären, dass der alte rechte Sensor wirklich defekt war und der funktionierende linke Sensor aufgrund der vielen Wechsel beschädigt wurde. Nach den vielen Test ist nun der Stand, dass beide Sensoren defekt sind. Somit wurde ein zweiter Sensor bestellt. Diesmal bediente ich mich direkt bei ATE.

  • ATE Radsensor Nummer 24.0711-5191.3 Preis ca. 28 Euro brutto

Beim Wechsel des zweiten Sensors habe ich Fotos gemacht. Der Wechsel ist links wie rechts der gleiche und ist in ca. 15min erledigt pro Seite.

Zuerst demontiert man das Rad. Danach benötigt man eine 10er Nuss um die Plastikmutter zu lösen. Diese sitzt genau neben dem Stoßdämpfer (rote Markierung im Foto)

Anschließend klappt man das Radhaus neben dem Stoßdämpfer etwas weg und dahinter befindet sich der graue Stecker für den ABS Sensor.

Den Sensor clipst man aus dem Halter aus und steckt ihn ab. Vorher muss die Plastikverrigelung eingedrückt werden am Bund des Steckers.

Der Sensor ist zudem hinter der Bremsscheibe im Radträger montiert. Die Schraube kann man mit einem 5mm Inbus herausdrehen. Meist kommt es vor, dass diese Sensoren über die Jahre gerne sehr fest stecken. In meinem Fall ging der Sensor wie von selbst raus auf beiden Seiten. Sollte es nicht gehen, einfach mit einem sehr flachen Schraubenzieher zwischen Sensor und Radträger fahren und vorsichtig heraushebeln. Ein wenig WD40 ist nicht verkehrt.

Im nächsten Bild sieht man die Verlegung des Kabels. Das Kabel geht einmal hinter der Feder herum und ist insgesamt 4 mal eingeclipst. Diese Kabelhalter brechen gerne mit der Zeit. Besorgt euch neue wenn ein Clip nicht mehr halten sollte. Ist nun alles wieder montiert, das Kabel fixiert, der Sensor festgezogen (ca. 8Nm) , der Stecker ordentlich angesteckt und im Halter verstaut, kann nun wieder das Rad montiert werden mit 120-130Nm.

Nun sollte der Fehlerspeicher gelöscht werden und jetzt sollte alles wieder wie gewohnt funktionieren. In meinem Fall hat der Wechsel des zweiten Sensors alle Fehler im System beseitigt und der M3 lief wieder wie gewohnt. Wäre jetzt immer noch ein Fehler vorhanden bleibt nur noch das Radlager zu wechseln oder wenn man gut ausgestattet ist, kann man auch mal mit einem Endoskop in das Loch vom Sensor hineinschauen. Dort könnte man noch den Metallring prüfen auf der Rückseite des Radlagers. Hier sammelt sich gerne Dreck, Rost, Salz etc. dies kann die Funktion auch beeinträchtigen. Zur Reinigung kann man einen flachen Schraubenzieher nehmen indem man ihn ganz leicht am Ring anlegt und an der Bremsscheibe dreht. Vermeidet jedoch Kratzer an diesem Ring!!!

Ich habe noch etwas gewartet bevor ich diesen Beitrag veröffentliche. Mein Misstrauen hat sich leider bestätigt. Nach rund einer Woche ohne Fehler und ca. 200km fahren, hat sich erneut das ABS System gemeldet. Wieder das gleiche Fehlerbild wie oben beschrieben. Der FS hat ergeben:

  • Raddrehzahlsensor: Plausibilität vorne links

Somit ist nun ein neuer Sensor bestellt worden. BMW hat aktuell leider keine auf Lager die Teilenummer lautet für die beiden vorderen Sensoren

  • Impulsgeber 34527853586 (Preis pro Stk ca. 90 Euro brutto)

Also griff ich wieder ins Regal von ATE

  • Impulsgeber ATE: 24.0711-6209.3 (Preis ca. 60 Euro brutto)

Der Einbau ist vorne noch etwas einfacher als hinten. Man montiert das Rad ab und baut den Sensor aus dem Radträger. Sitzt der Sensor zu fest, dann einfach mit einem flachen Schraubenzieher vorsichtig zwischen Sensor und Radträger fahren und heraushebeln.

Angesteckt ist der Sensor in der kleinen schwarzen Box, die man jedoch vorsichtig öffnen sollte, da hier gerne die Plastiknasen abbrechen. Den neuen Sensor einfach anstecken und das Kabel genauso wieder verlegen. Am Kabel sind 2 Gummiverstärkungen angebracht, diese müssen in die dafür vorgesehenen Halterungen am Fahrzeug eingesteckt werden. Diese lassen sich manchmal sehr schwer herausnehmen. Ein kleiner Schlitzschraubendreher dürfte eine große Hilfe sein. Danach den Sensor anziehen mit ca. 8Nm und schon kann das Rad wieder montiert werden.

Zum Vergleich ein ATE Sensor aus dem Zubehör und ein OEM BMW Radsensor. Wie man schön erkennen kann, schleift ATE das BMW Logo raus wer hier böses denkt…. ich sage man kann bedenkenlos bei ATE einkaufen und dabei doch erheblich Geld sparen.

Mit nun 3 neuen Sensoren bin ich jetzt wieder 100km gefahren ohne Probleme. Einen 4. Sensor habe ich mal auf Reserve liegen, falls noch mal ein Fehler kommen sollte (der ja jetzt nur noch vorne rechts sein kann) hab ich gleich alles da. Es gibt leider bei Fahrzeugen immer wieder mal Probleme, die man nicht erklären kann. Wenn man schon viele Jahre an Autos schraubt, weiß man das aber als Laie ist sowas unverständlich und nun erkläre mal einem „Kunden“ in der Werkstatt, obwohl man vom Fach ist, wie der Fehler zustande gekommen ist 🙂

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