Vielleicht habt Ihr auf eine meiner vorherigen Seiten bereits etwas über das Thema lesen können. Hier möchte ich noch einmal auf viele Fragen eingehen.
Die BMW S Motoren wie z.B. S14, S38, S50, S52, S54, S65, S85 um nur ein paar zu nennen, beruhen auf dem Saugmotor-Hochdrehzahlkonzept und unterliegen erhöhtem Verschleiß. Das besondere an diesen Motoren ist das Drehzahlband, da diese Motoren höher drehen als normale Motoren. Es kommt häufig die Frage, auf was man achten sollte um das Problem in den Griff zu bekommen, oder wie man die Langlebigkeit erhöht. Generell gibt es kein Allheilmittel um den Verschleiß zu umgehen. Dort wo mechanische Reibung entsteht, wird es immer Verschleiß geben.
Funktionsweise
Doch beginnen wir erst mit der grundlegenden Frage: was sind Pleuellagerschalen und welche Funktion haben Sie im System eines Verbrennungsmotors?
Pleuellagerschalen sind zwei halbrunde Schalen aus einer speziellen Legierung. Pleuellagerschalen sind das Bindeglied zwischen Kurbelwelle und Pleuel. Um den Verschleiß möglichst gering zu halten, wird bei laufenden Motor über einzelne Ölbohrungen in der Kurbelwelle das Pleuellager mit Öl versorgt. Dabei entsteht ein Schmierfilm, der die Reibung zwischen Kurbelwelle und Pleuellager auf ein Minimum reduziert.
Der Pleuellagerschaden
Ein Pleuellagerschaden entsteht meist immer aufgrund von mangelnder Ölversorgung daraus folgt eine thermische Überlastung. Tritt ein Schaden ein, dreht sich die Pleuellagerschale meist mit und es entsteht ein Kraftschluss. Im schlimmsten Fall reißt das Pleuel ab und ein Motorschaden ist meist die Folge. Was bedeutet mangelnde Ölversorgung? Kurz gesagt der Abriss des Schmierfilms in der Lagerung.
Zum einen kann zu wenig Öl im Motor vorhanden sein, was aber eher selten der Fall ist. Es wird auch teilweise das falsche Öl verwendet, dass für den Temperaturbereich des Motors nicht ausgelegt ist. Das häufigere Problem für einen Schmierfilmabriss ist mangelhaftes Öl. Jetzt werden einige denken “ ich hatte genug Öl im Motor und an die Ölwechselintervalle habe ich mich auch immer gehalten“. Hier fangen schon die Probleme an. Die Vorgabe bei oben genannten Motortypen ist meist immer die gleiche… Ölwechsel bei rund 25.000km. Es gab Testreihen über das Castrol 10W60 Motoröl, indem gezeigt wurde, dass dieses Öl bereits ab 10.000km deutlich abbaut. Wichtige Additive (Zusätze) gehen mit der Zeit verloren. Wenn man zudem auch noch kurze Strecken fährt, wird das Problem noch verschlimmert – Kondenswasserbildung im Öl.
Schadensbild:
Bei diesem Extrembeispiel ist sogar einer der Kolben gebrochen. Zylinder 4 fehlt komplett! Generell gilt, wenn man die Kupferschicht sehen kann, ist es höchste Zeit oder schon zu spät für einen Wechsel. Leider kann man ohne großen Aufwand das Tragbild der Schalen nicht kontrollieren.
Frühzeitigen Pleuellagerschaden vorbeugen, Ölwechsel vorziehen und Fahrprofil anpassen
Um einen Pleuellagerschaden vorzubeugen ist es ratsam die Ölwechselintervalle auf maximal 10.000km zu reduzieren. Durch diese Maßnahme entgeht man allerdings nicht dem Verschleiß dieser ist immer vorhanden. Aber damit ist es nicht getan. Ein weiteres Problem ist der Fahrer selbst. In der Kaltstartphase des Motors, ist dieser erhöhtem Verschleiß ausgesetzt. Das Motoröl ist im kalten Zustand recht zäh und wird erst bei steigender Temperatur dünnflüssiger, was wiederum die Schmierfähigkeit verbessert. Im dünnflüssigen Zustand, kommt das Öl schneller dahin wo es benötigt wird. Somit ist eine schonende Warmlaufphase ratsam. Ich drehe meinen Motor nicht über 3000 U/min bis ich die 90 Grad Marke erreicht habe. Danach hat man grünes Licht und das Öl ist auf Betriebstemperatur. Verwechselt bitte nicht die Wassertemperatur mit der Öltemperatur! Entscheidend ist die Öltemperatur. Manche BMW M3 Modelle verfügen bereits über eine Start/Stop Automatik. Ich betrachte dieses System eher skeptisch. Ist man z.B. auf der Autobahn unterwegs und fordert den Motor, erreicht man gut und gerne Temperaturen bis 130 Grad C. Verlässt man die Autobahn, ist meist das erste was man sieht eine Ampel und der Motor geht schlagartig aus. Manche behaupten, es gab dazu mal ein Update ich kann es nicht bestätigen und habe schon bei verschiedenen E92 M3 Modellen erlebt, dass der Motor trotz hoher Betriebstemperatur abschaltet. Deswegen rate ich jedem nach rasanten Fahrten die Start/Stop Automatik zu deaktivieren. Ein Schaden am Motor wird nicht umgehend eintreten, wenn man dieses System nutzt, jedoch glaube ich auf langer Sicht ist es schädlich für den Motor. Denn mit abstellen des Motors, stoppt auch der Ölkreislauf, was eher kontraproduktiv ist bei hohen Betriebstemperaturen des Motors. Dadurch können sog. Hot-Spots der Lagerschale und oder Kurbelwelle entstehen. Ein detaillierter Bericht über Schadensbilder folgt noch demnächst.
Symptome eines Pleuellagerschadens
Einen Schaden erkennt man meist erst dann, wenn es zu spät ist. Manche haben Glück und der Schaden kommt im unteren Lastbereich des Motors. Wiederum andere bemerken den Schaden beim Fahren und hoher Last. Bei letzterem ist es nicht selten, dass man ein Loch im Motorblock vorfindet.
Ein Pleuellagerschaden macht sich bemerkbar durch Klopfgeräusche im unteren Bereich des Motors. Bemerkt man einen Schaden frühzeitig, so hat man u.U. noch die Chance den Motor ohne großen Aufwand zu retten. Dies ist möglich, wenn die Kurbelwelle keinen Schaden erlitten hat. Wenn die Kurbelwelle jedoch in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist der Aufwand einer Revision deutlich höher. Hier muss man abwägen, ob sich die Reparatur für einen lohnt oder nicht. Gute Anlaufstellen für eine Motorrevision gibt es im M-Forum.de.
Als weiteres Indiz für einen Schaden sind Metallspäne im Ölfilter des Motors. Bei Verdacht, baut man diesen am besten aus und schaut sich den Ölfilter genau an. Diese Prüfung ist innerhalb von 10 Minuten erledigt.
Pleuellagerschalen vorzeitig wechseln
Es gibt keine Vorgabe, wann man die Pleuellagerschalen wechseln sollte. Fragt man bei BMW nach, so heisst es die Pleuellagerschalen sind wartungsfrei und ein Wechsel ist nicht vorgesehen. Wechselt man nicht, hat man irgendwann die oben genannten Probleme. Ich sage ein Wechsel ab 80.000km wäre sinnvoll. Andere sagen ab 100.000km wiederum andere sagen 120.000km es gibt kein Geheimrezept dafür, da sehr viele Faktoren die Lebensdauer beeinflussen. Es richtet sich auch nach dem Fahrprofil des jeweiligen Fahrers. Ein Fahrer, der es eher ruhig angehen lässt und selten in die Nähe des roten Drehzahlbereichs kommt, wird länger ohne Probleme fahren, als jemand der gerne am Limit oder auf Rennstrecken unterwegs ist. Mit steigender Drehzahl, steigt auch der Verschleiß sowie die thermische Belastung. Man muss selbst entscheiden, wann man die Pleuellagerschalen wechseln sollte.
Vorsicht bei gebrauchten BMW M Fahrzeugen
In meiner Kaufberatung habe ich schon etwas zum Thema Pleuellagerschalen-Wechsel erwähnt. Bei gebrauchten Fahrzeugen spielen ebenfalls einige Punkte in das Thema, die man beachten sollte. Zum einen ist die Laufleistung entscheidend, sowie die Ölwechselintervalle. Noch besser ist natürlich, wenn die Pleuellagerschalen schon gewechselt wurden mit entsprechenden Belegen von einer zuverlässigen Firma, die diese Arbeiten durchgeführt hat. Generell rate ich nach dem Kauf eines gebrauchten BMW M3 umgehend die Pleuellagerschalen zu wechseln, denn niemand weiß wie der Vorbesitzer mit dem M3 umgegangen ist. Beim E46 M3 ist auch ratsam die Ölpumpe zu kontrollieren, denn hier gab es Probleme mit dem Regelkolben. Ich empfehle gleich die ganze Ölpumpe zu tauschen dann ist man auf der sicheren Seite.
Hier noch einmal eine kleine Zusammenfassung:
- Ölwechselintervalle verkürzen auf max. 10.000km
- Kurzstrecken vermeiden
- Pleuellagerschalenwechsel frühzeitig durchführen
- In der Kaltstartphase den Motor schonend auf Betriebstemperatur bringen
- Motor nicht heiß abstellen sondern bei normaler Betriebstemperatur um 100°C
- Start/Stop System deaktivieren
Alle Infos stammen aus meinem Wissensstand. Nobody is perfect heisst es ja immer, deswegen ist Feedback von Euch ausdrücklich erwünscht um diesen Beitrag zu verbessern. Nutzt hierzu einfach das Kontaktformular oder Facebook.